Mittwoch, 7. April 2010

Sensationell

Am Ostersamstag wurde eine Gruppe von vier Bergwanderern am Großvenediger vom Wetter überrascht und mußten unterwegs biwakieren. Da sie sich somit nicht vereinbarungsgemäß am Samstag Abend von der geplanten Hütte meldeten informierten Bekannte die Bergwacht. Wegen des extrem schlechten Wetters konnten die Vermißten zwei Tage lang nicht effektiv gesucht werden.  So weit, so dramatisch, eine Situation die durchaus bei Otto Normal Tourist tödlich enden könnte.

Für den Vollblutlaien interessant war nur wie hier wieder mal die Sensationsmaschine angeworfen wurde. Das erste mal hörte der Vollblutlaie am Sonntag in den Radionachrichten: Eine Gruppe von vier Schneeschuhwanderern wird in den Österreichischen Alpen vermisst.

Ab Ostermontag überschlugen sich dann die Ereignisse (vermutlich natürlich auch in Ermangelung neuer Toten in Afghanistan und neuer Schweinkram Enthüllungen). Gleich morgens: bei den vier in Österreich vermissten befinden sich auch Menschen aus Baden-Württemberg. Am frühen Nachmittag dann: Unter den Vermissten befindet sich auch der Bürgermeister von (und jetzt halten Sie sich fest:) Pforzheim !!!

Im Nachfolgenden Radiobericht wurde dann doch etwas mehr ins Detail gegangen. Die Gruppe besteht aus 4 Leuten aus Baden-Württemberg, dabei der Baubürgermeister von Pforzheim und gleichzeitig stellvertretender Chef des Alpvereins, ein Mann der durchaus umsichtig und erfahren ist. Die Gruppe wurde am Samstag Mittag zuletzt gesehen, traf nicht vereinbarungsgemäß an einer Hütte ein und die Bekannten haben die Bergwacht informiert. Es wird vermutet, daß die gut ausgerüsteten Bergwanderer von schlechtem Wetter überrascht wurden und biwakieren mußten. Die Bergwacht gibt die Hoffnung nicht auf die Vermissten noch lebend zu finden.

Dann am Dienstag Morgen die Sensation: Ein mit Wärmekamera ausgerüsteter Hubschrauber hat die Vermissten entdeckt, mit einem zweiten Hubschrauber wurden die Menschen gerettet.

Auch hier im Nachhinein: Am Dienstag Morgen war das Wetter schlicht so gut, daß der Hubschrauber das Suchgebiet ganz normal abfliegen konnte, die Vermissten krochen aus ihrem Biwak und machten durch Winken auf sich aufmerksam, was für die Hubschrauberbesatzung durchaus auch ohne Wärmebildkamera wahrnehmen zu war. Die extra abkommandierte Reporterin konnte dann trotz original eingespielten O-Ton auch weiter nichts Neues verkünden. Schade

Am Dienstag fühlen sich auch diverse Online Medien in der Lage mit Hilfe von weiteren Agenturmeldungen die Sensation zu entschlüsseln:

 

Spiegel Online

Focus Online bringt den dpa Artikel auch fast unverändert

Und dann macht mal einer eine richtige Sensation aus der Meldung: Stern.de

Es muss dramatisch sein, wenn man in seiner Schneehöhle Kondenswasser zu sich nehmen muss um nicht auszutrocknen, wenn man nach 2 Tagen so kurz vorm verhungern steht.

Der Vollblutlaie denkt und hofft jetzt nur inständig, daß heute noch was “richtiges” passiert, eine Brennpunkt Sendung, Blasberg oder Anne Will, umringt von dann bestimmt: Reinhold Messner, dem Yeti und natürlich Claudia Roth von den Grünen würde er dann doch nicht ertragen.

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