Samstag, 24. April 2010

Alt geworden

gestern im Geschäft, ist’s dem Vollblutlaien mal wieder aufgefallen. Er ist alt geworden. Die “jungen Leute” in der Abfertigung haben ein Radio laufen. Als der Vollblutlaie vorbeikommt läuft gerade “Don’t You Want Me” von Human Leque wenn der Vollblutlaie es richtig weiß, gab’s das Stück auf der Dare Schallplatte, eine musikalische Eintagsfliege (One Hit Wonder in Neudeutsch). Als der Vollblutlaie mit diesem Fachwissen angeben will erhält er zur Antwort: “80 er war nicht so meine Musik”. Eine Tatsache die nachträglich auch nicht groß verwundert, weil der Junge ja erst Jahrgang 1983 ist.

Und auch die Tatsache, daß die jungen Leute zwar Englisch in der Schule gelernt haben, die Texte aber nicht verstehen, die Musik nur als Geräuschteppich brauchen schockiert den Vollblutlaien. Kein Verständnis für den Dialog der Kellnerin mit ihrem Kunden und (Ex)Lover. Kein Verständnis für “Ja ich war Kellnerin in der Cocktailbar als ich Dich traf”; kein Verständnis für “ich hätt’s auch ohne Dich geschaft” einfach gar kein Verständnis für den doch ganz witzigen Text.

Eine Tatsache die den Vollblutlaien durchaus schafft. Die meisten Menschen wollen gar nicht verstehen was da gesungen wird – vergeben sich aber die Chance bei dem einen oder anderen Lied den Witz, die Ironie oder einfach die Geschichte zu erfahren; Schade.

Und natürlich ist es nicht die alleinige Erkenntnis des Vollblutlaien und natürlich hat der SWR einen großen Verdienst daß der eine oder andere Text den Hörern Nahe gebracht wird.

Montag, 19. April 2010

Kulturtechniken

Wenn man wie der Vollblutlaie noch Karl May, Mark Twain und die damals üblichen Jugendbücher oder auch mal einen Survival Guide gelesen hat, weiß man, daß Naturvölker ihre eigenen Methoden haben um an Nahrung zu kommen. Am der Konsistenz eines Dung Haufens wurde bestimmt, wann das Tier zum letzten mal vorbei gekommen ist. An den Spuren im weichen Untergrund wurde Zeitpunkt, Gewicht und Richtung einer Tierherde b estimmt. An der bemoosten Seite eines Baumes die Himmelsrichtung bestimmt. Durchaus beeindruckende Fähigkeiten.

 

Wobei sich der Vollblutlaie durchaus zutraut, in fremden Gebiet ohne Internet und GPS den Weg zum nächsten Systemgastronomen oder auch Lebensmittelmarkt nur anhand des am Straßenrand entdeckten Mülls zu finden.

8.00-24.00 Uhr

Das Kaufland im Stuttgarter Stadtteil Aldingen hat von Montag bis Samstag von 8.00 – 24.00 Uhr geöffnet. Das soll nicht bedeuten, daß es das einzige Geschäft mit diesen Öffnungszeiten ist. Der Vollblutlaie geht nach der Spätschicht manchmal dort einkaufen. Dann muß der Vollblutlaie oft daran denken wie das so in seiner Jugend war; einkaufen.

Man kannte die Öffnungszeiten der lokalen Geschäfte:

Montag – Freitag 8.00 – 13.00 Uhr + 15.00 - 18.00 Uhr Mittwoch Nachmittag geschlossen !

Samstag: 8.00 – 12.00 Uhr

Mittwoch Nachmittag waren alle Geschäfte geschlossen, Behörden, Banken und Dienstleister sowieso, es war ja Mittwoch. Genau, was haben die Menschen Mittwoch Nachmittags denn eigentlich gemacht ? Gut, die Allermeisten haben gearbeitet, denn damals gab's noch so etwas wie Vollbeschäftigung, ein Wort das man den heutigen Jugendlichen erst erklären muß.

Langsam, aber ganz langsam gab es dann Veränderungen.

Langer Samstag

Auch ein Wort, das man der „Jetzt und Gleich Generation“ erklären muss. Nachdem also die Ladenöffnungszeiten ganz langsam aufgeweicht wurden gab es den so genannten „Langen Samstag“, das heißt, am 1. Samstag im Monat hatten die Geschäft von 8.00 – 16.00 Uhr geöffnet, allerdings natürlich nur wenn dieser Samstag nicht auf einen Feiertag fiel, dann entfiel der lange Samstag halt komplett, er wurde also nicht am 2. Samstag des Monats nachgeholt.

Langer Donnerstag

Nochmal so eine revolutionäre Erfindung. Donnerstag wurde in vielen Geschäften bis 20.00 Uhr !!! gearbeitet. Der Vollblutlaie, weiß jetzt aber nicht genau, ob dafür dann wieder der Lange Samstag entfiel.

Heutzutage mit den liberalen Öffnungszeiten ist es den meisten Geschäften möglich bis auf Sonntags fast rund um die Uhr geöffnet zu haben.

Samstag, 17. April 2010

natürlich

 

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schlimm, daß man solche Selbstverständlichkeiten nochmal erwähnen muß. Viel schlimmer, daß das Schild vermutlich auch nicht beachtet wird. Schade

Mittwoch, 7. April 2010

Sensationell

Am Ostersamstag wurde eine Gruppe von vier Bergwanderern am Großvenediger vom Wetter überrascht und mußten unterwegs biwakieren. Da sie sich somit nicht vereinbarungsgemäß am Samstag Abend von der geplanten Hütte meldeten informierten Bekannte die Bergwacht. Wegen des extrem schlechten Wetters konnten die Vermißten zwei Tage lang nicht effektiv gesucht werden.  So weit, so dramatisch, eine Situation die durchaus bei Otto Normal Tourist tödlich enden könnte.

Für den Vollblutlaien interessant war nur wie hier wieder mal die Sensationsmaschine angeworfen wurde. Das erste mal hörte der Vollblutlaie am Sonntag in den Radionachrichten: Eine Gruppe von vier Schneeschuhwanderern wird in den Österreichischen Alpen vermisst.

Ab Ostermontag überschlugen sich dann die Ereignisse (vermutlich natürlich auch in Ermangelung neuer Toten in Afghanistan und neuer Schweinkram Enthüllungen). Gleich morgens: bei den vier in Österreich vermissten befinden sich auch Menschen aus Baden-Württemberg. Am frühen Nachmittag dann: Unter den Vermissten befindet sich auch der Bürgermeister von (und jetzt halten Sie sich fest:) Pforzheim !!!

Im Nachfolgenden Radiobericht wurde dann doch etwas mehr ins Detail gegangen. Die Gruppe besteht aus 4 Leuten aus Baden-Württemberg, dabei der Baubürgermeister von Pforzheim und gleichzeitig stellvertretender Chef des Alpvereins, ein Mann der durchaus umsichtig und erfahren ist. Die Gruppe wurde am Samstag Mittag zuletzt gesehen, traf nicht vereinbarungsgemäß an einer Hütte ein und die Bekannten haben die Bergwacht informiert. Es wird vermutet, daß die gut ausgerüsteten Bergwanderer von schlechtem Wetter überrascht wurden und biwakieren mußten. Die Bergwacht gibt die Hoffnung nicht auf die Vermissten noch lebend zu finden.

Dann am Dienstag Morgen die Sensation: Ein mit Wärmekamera ausgerüsteter Hubschrauber hat die Vermissten entdeckt, mit einem zweiten Hubschrauber wurden die Menschen gerettet.

Auch hier im Nachhinein: Am Dienstag Morgen war das Wetter schlicht so gut, daß der Hubschrauber das Suchgebiet ganz normal abfliegen konnte, die Vermissten krochen aus ihrem Biwak und machten durch Winken auf sich aufmerksam, was für die Hubschrauberbesatzung durchaus auch ohne Wärmebildkamera wahrnehmen zu war. Die extra abkommandierte Reporterin konnte dann trotz original eingespielten O-Ton auch weiter nichts Neues verkünden. Schade

Am Dienstag fühlen sich auch diverse Online Medien in der Lage mit Hilfe von weiteren Agenturmeldungen die Sensation zu entschlüsseln:

 

Spiegel Online

Focus Online bringt den dpa Artikel auch fast unverändert

Und dann macht mal einer eine richtige Sensation aus der Meldung: Stern.de

Es muss dramatisch sein, wenn man in seiner Schneehöhle Kondenswasser zu sich nehmen muss um nicht auszutrocknen, wenn man nach 2 Tagen so kurz vorm verhungern steht.

Der Vollblutlaie denkt und hofft jetzt nur inständig, daß heute noch was “richtiges” passiert, eine Brennpunkt Sendung, Blasberg oder Anne Will, umringt von dann bestimmt: Reinhold Messner, dem Yeti und natürlich Claudia Roth von den Grünen würde er dann doch nicht ertragen.

Montag, 5. April 2010

Nebeneinander Sitzer

Hin und Wieder entdeckt der Vollblutlaie in Gaststätten Paare, die nebeneinander am sonst leeren Tisch sitzen, sich sozusagen die Ellenbogen gegnseitig rein hauen, auf der anderen Seite sich aber auch nicht ins Geschicht schauen (können ? / wollen ?). Der Vollblutlaie gesteht, daß er nach mehr als zwanzig Jahren des Zusammenseins nicht der schon fast siamesisch mit der Gattin verschweisste Partner ist, er gar nichts davon hält sich neben die Gattin anstatt sich ihr gegenüber zu setzen.

Freitag, 2. April 2010

Maultaschen

…werden vor allem in der Karwoche gerne auch “Herrgotts Bscheisserle” genannt, weil es dem Schwaben damit möglich ist, wenigstens in der Füllung Fleisch zu geniessen, denn durch den umgebenden Teigmantel sieht der liebe Gott ja nicht, was man da zu sich nimmt. Der Vollblutlaie hat am Karfreitag eine ganz andere Tradition. Während die Anderen an diesem Tag die Weltmeere leerfressen geht der Vollblutlaie mit Familie ins Steakhaus seiner Wahl, freut sich, daß es dort so schön leer ist und haut sich fast 500 Gramm Rindfleisch rein.

Mahlzeit

Karfreitag

Gottes Sohn sei an diesem Tag auf grausamste Weise hingerichtet worden.  Der Vollblutlaie will aber nicht sein Leben lang immer bedeutungsschwer an diese Tat erinnert werden. Er hängt nicht an den Lippen eines uralten (und hier läßt der Vollblutlaie alle ihm durch den Kopf gehenden negativen Adjektive weg) Mannes der mit zittriger Stimme und zittrigen Händen auf dem Balkon seines Palastes steht und etwas von Urbi et Orbi erzählt.

Als der Vollblutlaie heute morgen in aller Frühe seinen Spaziergang um den Max-Eyth-See gemacht hat kam er zu dem Schluss, daß er es in Zukunft eher mit den Japanern halten und das Kirschblütenfest feiern wird. Dies scheint ihm wesentlich mehr Zuversicht und Optimismus für ein kommendes Restjahr zu verströmen.

 

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